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Wo ist Bern am heissesten? Der Smart City Verein Bern lanciert die Smart Urban Heat Map!

Die Auswirkungen des Klimawandels nehmen jährlich zu. Eine der spürbarsten Auswirkungen ist der Anstieg der Temperaturen in urbanen Gebieten, was zu sogenannten ‘Hitzeinseln’ führt. Stadt und Region Bern, mit viel Grün – aber auch viel Grau –, bleiben von diesem Phänomen nicht verschont. Nach dem Hitzesommer 2023 lanciert Smart City Bern nun gemeinsam mit Meteotest, der Berner Fachhochschule und der Universität Bern eine digitale Hitzekarte, die Smart Urban Heat Map. 120 Sensoren messen in und um Bern in kurzen Abständen die Lufttemperatur. Warum ist das relevant?

 

 

Hitzeinseln sind für Städte ein Problem

Hitzesommer und Hitzeherbst 2023 haben erneut aufgezeigt, was künftig noch öfter und stärker auf Bern zukommt. Gewiss, etwas mediterranem Feeling ist man in der Bundesstadt kaum abgeneigt. 

Aber was ist, wenn sich die Stadthitze und Trockenheit ausbreiten, Hitzetode zunehmen und Infrastrukturen Schaden nehmen? Hitzeinseln haben schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben in Städten. Die hohen Temperaturen führen zu Hitzestress, Dehydrierung und im schlimmsten Fall sogar zu einem Hitzschlag, insbesondere bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen, vor allem bei älteren Menschen und Kindern. Darüber hinaus steigt der Energieverbrauch für Klimaanlagen und Belüftungssysteme in Gebäuden, was zu höheren Energiekosten und einer verstärkten Umweltbelastung führt. Hitzeinseln können auch die Luftqualität verschlechtern, da die hohen Temperaturen die Bildung von Luftschadstoffen fördern. Wenn der Energiebedarf steigt und die Produktivität abnimmt, dann steigen auch die Kosten.



Urban Heat Map mit Ausbaupotenzial

Bern muss sich – wie andere urbane Regionen – den Auswirkungen des Klimawandels stellen. Die Smart Urban Heat Map ist hier ein relevantes Instrument, um Hitzeinseln zu identifizieren, Klimaanpassungsmassnahmen zu überwachen und die Bevölkerung vor Hitzegefahren zu warnen.

Die Idee einer Smart Urban Heat Map ist auch in anderen Schweizer Städten und weltweit zum Thema geworden. Das vom Smart City Verein und der Universität Bern installierte Netzwerk hat durch seine Anlage, den Open-Data-Ansatz und die Begleitkommunikation absoluten Pioniercharakter. Für Bern und die Agglomeration bietet die Smart Urban Heat Map nun ein Messnetz von 120 Sensoren mit Echtzeitdaten – alle zehn Minuten senden die Sensoren ihre Daten zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit an eine Plattform, die über eine Schnittstelle mit der Website «smart-urban-heat-map.ch» verbunden ist. Die Anzahl der Sensoren kann mit der Zeit vergrössert werden. Eine Teilhabe weiterer Gemeinden und Institutionen am Projekt bietet sich an und ist nicht zuletzt punkto Vergleichswerte spannend.

Smarte Echtzeitdaten für smarte Entscheidungen

Der Zugang zu Echtzeitdaten ist von entscheidender Bedeutung, wenn Stadt- und Gemeindebehörden effektiv gegen Hitzeinseln vorgehen wollen. Diese Daten ermöglichen es ihnen, spezifisch auf sich ändernde Bedingungen zu reagieren und Massnahmen zur Reduktion der Hitzebelastung zu überwachen. Dies umfasst die Vergrösserung der Grünflächen, die Förderung von begrünten Fassaden und Dächern und die Anpassung der städtischen Infrastruktur, namentlich die Entsiegelung asphaltierter Flächen und das Zurückhalten von Niederschlägen nach dem Schwammstadtprinzip. Dadurch verbessert sich das urbane Mikroklima und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Die Smart Urban Heat Map zeigt, dass Innovationsgeist und klug eingesetzte Technologie einen wichtigen Beitrag zur Klimaverbesserung im städtischen Raum leisten kann.

Kühlende Dächer und Gartenstädte

Das Potenzial für Klimaanpassungsmassnahmen ist gross. So hat New York City das „CoolRoofs„-Programm lanciert, bei dem Gebäudedächer mit reflektierenden Materialien zur Reduktion der Stadthitze beschichtet werden. Singapur hat das „Garden City“ Projekt ins Leben gerufen: Es fördert grüne Infrastrukturen, um das städtische Mikroklima zu verbessern. Auch in Bern sind verschiedene Projekte am Start, um Massnahmen gegen Hitzeinseln zu realisieren.

Open Data für Unternehmen, Behörden und Versorger

Neben den städtischen Behörden profitieren auch Unternehmen und Organisationen von der vertieften Kenntnis über Hitzeinseln:

  • Energieunternehmen: Energieversorger können von den Daten der Smart Urban Heat Map profitieren, da sie den erhöhten Energiebedarf während Hitzeperioden rascher erfassen können. Dies ermöglicht eine effizientere Energieerzeugung und -verteilung.
  • Versicherungsunternehmen: Versicherer können die Daten nutzen, um das Risiko von Hitzeschäden an Gebäuden und Infrastruktur besser abzuschätzen.  
  • Stadtplaner und Architekten: Stadtplaner und Architekten können die Informationen über Hitzeinseln verwenden, um bei der Gestaltung von Städten und Gebäuden Massnahmen zur Verbesserung des Mikroklimas zu berücksichtigen: etwa die Schaffung von begrünten Plätzen, schattenspendenden Strukturen und begrünten Gebäuden.
  • Gesundheitsbehörden: Die Gesundheitsbehörden können die Daten nutzen, um die Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung während Hitzewellen besser zu verstehen und geeignete Massnahmen zu empfehlen.
  • Forschung: Hitzeinseln bieten Wissenschaftlern die Gelegenheit, das städtische Mikroklima zu erforschen und innovative Lösungen für ein besseres Stadtklima zu entwickeln.

Die Smart Urban Heat Map stärkt Stadt und Region Bern in der gezielten Verbesserung der Klimaresilienz und leistet so einen relevanten Beitrag an verbesserte Umweltbedingungen und die Lebensqualität der Bevölkerung. 

Der Smart City Verein Bern dankt seinem Klimabeauftragten Felix Adank, den Projekt- und Finanzierungspartnern und den vielen Menschen, die dieses Projekt ermöglicht haben!

Vincenzo_Ribi
Autor*in: Vincenzo Ribi