Suche
Close this search box.

Data Thinking als Basis für smarte Städte

Auf dem Weg zur Smart City müssen vielfältige Bedürfnisse von Bürger*innen und Unternehmen bedacht und integriert werden. Aber wie fällt eine Stadt die richtigen Entscheidungen? Und wie kann sie das Potenzial ihrer Bürger*innen und Unternehmen nutzen, um «smart» zu werden? Die Antwort liegt in den Daten.

Aktuell, so lässt uns die App «aare.guru» wissen, führt die Aare pro Sekunde «218’182 Sirupgleser» an Wasser. Durch die Kombination von Wetterdaten, Hydrologiedaten und Kreativität können sich Bernerinnen und Berner laufend über die Sonne-, Wetter- und Wassersituation entlang der Aare informieren. Auf eine locker-amüsante Weise kombinieren die Macher öffentlich zugängliche Daten, sogenannte «Open Data», und bringen damit künftige Aare-Besucher*innen zum Schmunzeln. Auch in anderen Schweizer Städten werden öffentliche Daten genutzt, um einen gesellschaftlichen Mehrwert zu generieren. So können sich Autofahrer in Basel und Zürich via App den Weg zum nächsten freien Parkareal anzeigen lassen. Dank öffentlicher Verfügbarkeit von Daten der Parkleitsysteme verringert die App «ParkenDD» unnötigen Suchverkehr.

Die beiden Beispiele zeigen, dass Daten innerhalb eines städtischen Ökosystems überall entstehen können – bei Einzelpersonen, Vereinen, Verwaltungen oder Unternehmen. Um diese Datenmenge im Sinne von Smart City nutzbar zu machen, muss die Stadt eine geeignete Infrastruktur bereitstellen, welche die Daten an einem zentralen und öffentlichen Ort speichert und einheitlich wieder abrufbar macht.

Von «Open Data» als Grundgedanke …

Heute sind viele Stadtverwaltungen noch nicht darauf vorbereitet, die Vorteile von Daten-Technologien in die Stadtentwicklung mit einfliessen zu lassen. Dies liegt vor allem daran, dass die Komplexität des «Ökosystems Stadt» enorm gross ist und Mehrwerte für Bürger*innen und Unternehmen auf unterschiedlichste Art realisiert werden können. Hinzu kommt, dass die Integration sämtlicher Interessen erhebliche finanzielle Investitionen zur Folge hat. Durch einen offenen Ansatz im Bereich der Datennutzung können Städte diese Konfliktpunkte entschärfen. Open-Data-Plattformen erlauben es, verschiedene Akteure in die Leistungs- & Mehrwertgenerierung einzubinden und so nicht nur die finanziellen Ressourcen zu schonen, sondern auch die Akzeptanz der Lösungen zu erhöhen.

Als Grundlage dient eine einheitliche Technologie, die es Menschen ermöglicht, Daten zu teilen und zu nutzen. Verschiedene Stakeholder können über eine gemeinsame API1 Daten einspielen und verwenden. Sowohl Anbieter als auch Privatpersonen erhalten Zugang zu unterschiedlichsten Datensätzen und können daraus eigene Smart-City-Anwendungen programmieren. Dies fördert sowohl das Data-Thinking innerhalb einer Stadt wie auch die digitale Vernetzung im Sinne einer Smart City.

… über ein grenzübergreifendes Datendenken

Ein erfolgreicher Smart-City-Ansatz bedingt ein ausgeprägtes und übergreifendes Datendenken. Es ist wichtig, über begrenzte «Daten-Silos» hinauszuschauen und gemeinsame Werkzeuge, Standards und Datenhaltungen zu etablieren. Durch die Bereitstellung und Analyse von Daten aus unterschiedlichsten Quellen auf einer gemeinsamen Plattform können die Bedürfnisse verschiedener Interessensgruppen berücksichtigt werden:

  • Organisationen des privaten und öffentlichen Sektors können ihre Daten systematisch besser zugänglich machen.
  • Anbieter von Daten profitieren von einer zusätzlichen Einnahmequelle (so auch die öffentliche Verwaltung).
  • Geringere Eintrittsbarrieren für Applikationsentwickler*innen führen zu mehr Innovation im Bereich der Datennutzung.

Als Konsequenz davon werden Anwendungen sowie Dienstleistungen künftig so konzipiert, dass sie organisatorische und technische Grenzen überschreiten. Das Resultat: ein erheblicher Mehrwert für alle Anbieter und Nutzer*innen, denn die entstehenden Skaleneffekte machen die Anwendungen kosten- und ressourceneffizienter.

Daten können innerhalb dieser Plattform durchaus auch finanziell verwertet werden, indem zum Beispiel einzelne API-Endpoints nur für zahlende Kunden zur Verfügung stehen. Andere Datensätze wiederum können dem Open-Data-Grundsatz entsprechend allen Interessierten kostenfrei zugänglich sein.

… hin zum gemeinsamen Datenaustausch

Die Konstruktion einer umfassenden Datenplattform, die allen Bedürfnissen innerhalb eines städtischen Ökosystems genügt, ist sehr aufwändig. Dagegen liesse sich ein erster Prototyp, der eine einzelne Smart-City-Journey abdeckt, in einem überschaubaren Rahmen erstellen. Die Plattform könnte zu Beginn bereits bestehende offene Datensätze über eine API zur Verfügung stellen und in einer weiteren Applikation visualisieren. Anschliessend würden Schritt für Schritt weitere Datenquellen hinzugefügt und Partner für die Idee gewonnen. Im Laufe der Zeit entsteht so ein florierendes Ökosystem, welches die Datengrundlage für Innovationen im Bereich Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft bieten kann.

Kurzum: Die Nutzungsmöglichkeiten für Open Data sind fast unendlich gross – je mehr die Städte ihr Ökosystem teilen, desto mehr werden sie zurückerhalten. Dank dem «aare.guru» wissen wir heute, dass die Aare während der Entstehung dieses Blogs fast ein halbes Grad wärmer geworden ist. Die Wassermenge hat sich hingegen nicht verändert. Durch die Kombination von Kreativität, offenen Datensätzen und grenzübergreifendem Data Thinking entsteht so die Basis für weitere Smart-City-Lösungen in verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens.

Über

Wir von «Substring – The Data Company» glauben daran, dass man mit datengetriebenen Systemen viel erreichen kann. Im Smart-City-Kontext heisst das für uns, dass offene und kollaborative Datensätze die Bedingung sind, damit alle Bürger*innen partizipieren und profitieren können. Eine Stadt ist ein Ort für Menschen und Organisationen und soll mit ihnen gemeinsam weiterentwickelt werden. Was sind eure Gedanken zu diesem Thema? Wie soll eine datengetriebene Smart City für euch aussehen?

1 Eine Application Programming Interface, kurz API, fungiert als Schnittstelle zwischen Soft- und Hardwarekomponenten. APIs übersetzen die Software in Maschinensprache, machen sie so für verschiedene Komponenten lesbar und erleichtern damit eine breite Nutzung.

Experte Nino Müller Smart City Verein Bern
Autor*in: Nino Müller - Senior Software & Data Engineer Substring GmbH